24 H Spa Francorchamps

Bild: IGTC

BamThor schlagen erneut zu. Rowe Racing konnte das 24h Rennen in den Ardennen auf dem legendären Kurs von Spa Francorchamps für sich entscheiden.

Für Porsche wurde somit der Sieg verteidigt, im Vorjahr hatte das Team GPX Racing mit den Werksfahrern Kévin Estre, Michael Christensen und Richard Lietz gewonnen. Schlussendlich waren es in diesem Jahr Earl Bamber, Laurens Vanthoor und Nick Tandy die nach 24 Stunden und 48 Sekunden und 527 zurückgelegten Runden die Ziellinie als erste überquerten. Damit ist es für Rowe Racing der zweite Sieg eines 24 h Klassikers in diesem Jahr, dieses mal jedoch mit einem Porsche. Das Team konnte schon die 24 h am Nürburgring mit ihrem BMW M6 GT3 für sich entscheiden. Platz zwei ging an Attempto Racing. Beim ersten Einsatz als werksunterstütztes Audi-Team mit den Fahrern Mattia Drudi, Patric Niederhauser und Frederic Vervisch gelang der Sprung aufs Podest. Rang drei holte sich ein weiterer Porsche: Matteo Cairoli schnappte sich sich zehn Minuten vor Schluss den dritten Platz und fuhr im Dinamic-Porsche #54 Rang drei für sich, Christian Engelhart und Sven Müller ein.

Bild: IGTC

Es war ein verrücktes Rennen, mit viel Chaos und für die Region übliche Wetterkapriolen. Bereits der Start verzögerte sich um 30 Minuten aufgrund eines schweren Unfalls im vorhergegangenen Rahmenrennen. Bereits zum Rennen hin zeichnete sich ab, dass das Wetter das Rennen bestimmen wird. Und schlussendlich kam es dann auch so, immer wieder musste das Rennen im Verlauf mit Full Course Yellow bzw Safety Car unterbrochen werden da es zu zahlreichen Unfällen aufgrund des Wetters gekommen war. Am Ende entschied sich das Rennen in einem 38-minütigen Sprint nach der letzten Safety-Car-Phase auf nasser Strecke. Nick Tandy, der die Führung zu diesem Zeitpunkt bereits innehatte, nutzte die Traktionsvorteile des Porsche 911 GT3 R mit Heckmotor konsequent aus und wurde wieder einmal seinem Ruf als Regenspezialist gerecht. Niederhauser auf Rang zwei versuchte alles nur mögliche, doch gegen die Kombination aus dem Porsche 911 GT3 R und dem Le-Mans-Sieger von 2015 kam er nicht heran. Am Ende betrug sein Rückstand 4,687 Sekunden. Doch in der letzten Rennrunde musste erst einmal ein Beinahe-Herzinfarkt verarbeitet werden. Es drohte wie schon einmal in Le Mans der Ausfall in der letzten Runde. Der Porsche machte Mucken, das Getriebe wollte sich in seine Einzelteile zerlegen.

Bild: IGTC

„Da ist überall Öl aus dem Auto gekommen, eineinhalb Runden vor Schluss! Ich weiß gar nicht, was passiert ist. Das war der verrückteste Schlussstint, den ich je gefahren bin“, sagt der Le-Mans-Sieger von 2015, der sich sogleich bei allen Mitstreitern dafür entschuldigte, dass er in der letzten Runde die Strecke mit einem riesigen Schmierfilm versah. „Mir fehlen die Worte“, ergänzt Teamkollege Laurens Vanthoor. „2020 ist bereits ein hartes Jahr für uns gewesen. Ich habe im Funk gehört, was los war. Das ist einfach nur irre.“ Bamber beschreibt das Finale als „nervenaufreibend“.

Der überwiegende Teil des Rennens war von Nieselregen gekennzeichnet, doch die Strecke war bis auf einen Regenschauer gegen Ende der Nacht auf der Ideallinie meist trocken. Das sorgte für schwierige Verhältnisse, weil es neben der Ideallinie meist leicht feucht war. Die Strecke hat sich somit ständig verändert was für die Fahrer eine Herausforderung war. Das änderte sich dann aber vier Stunden vor Schluss, als der Regen endgültig einsetzte. Für manche dürfte das sogar eine Erleichterung gewesen sein, denn wenigstens war es nun vorhersehbar. Attempto Racing traf zu diesem Zeitpunkt eine mutige Entscheidung, als man bei noch trockener Ideallinie den Regen korrekt vorhersagte und auf Regenreifen wechselte.

Das schien sich zunächst als goldrichtig zu erweisen und der Audi führte mit großem Vorsprung. Doch mehrere Full Course Yellows plus Safety Car Phasen machten den aufgebauten Vorsprung wieder zunichte, sodass zum Schlusssprint zwei Audis, zwei Ferraris, ein Mercedes-AMG und drei Porsche für den Sieg in Frage kamen, die noch in der Führungsrunde lagen.

Bild: IGTC

Frühes Favoriten Sterben

Leider mussten auch in diesem Jahrwieder zahlreiche Favoriten ihre Sieghoffnungen vorzeitig begraben. Beide KCMG-Porsche wurden erwischt. Der KCMG-Porsche #21 (Liberati/Burdon/Imperatori) fing sich gleich zu Beginn des Rennens einen Reifenschaden ein, was nicht ohne Folgen blieb. Im weiteren Verlauf musste das Team dann wegen Vibrationen aufgeben. Die #47 mit den Vorjahressiegern Christensen/Lietz/Estre erlitt in der Nacht einen Aufhängungsschaden, sie wurden dann auf Platz 17 gewertet.

Ein rabenschwarzes Wochenende hingegen erlebte BMW. Nach dem Nürburgring-Triumph, ironischerweise durch das diesmal mit Porsche siegreiche Rowe-Team, schickte die Abordnung aus München nur zwei siegfähige Autos ins Rennen, die von Walkenhorst Motorsport eingesetzt wurden. Die beiden M6 GT3 hatten gerade erst einen klaren Doppelsieg bei den 8 Stunden von Indianapolis Anfang Oktober geholt. Der dritte teilnehmende BMW trat in der Pro/Am Kategorie an.

Doch in Spa lief für Walkenhorst einfach nichts wie geplant. Die #34 (Farfus/Catsburg/Eng) hatte schon zu Beginn nach einer Kollision das Kühler-Problem heimgesucht, das den M6 GT3 schon auf der Nürburgring-Nordschleife so oft erwischt hat. Das war Ausfall Nummer eins. Die #35 (Tomczyk/Pittard/Yelloly) fiel schon am späten Abend durch einen Ausrutscher von Nick Yelloly in Les Combes aus der Führungsrunde. Martin Tomczyk zerlegte den BMW am Sonntagmorgen dann endgültig und schlug Ausgangs Blanchimont heftig ein. Damit war das Rennen für die Münchner und das Walkenhorst Team gelaufen.

Bild: IGTC

Auch die anderen Hersteller verloren im Laufe des Rennens ihre Siegkandidaten. Wie zum Beispiel der FFF Lamborghini, welcher eine sehr gute Pace gehen konnte. Es war der wohl spektakulärsten Unfall eines Favoriten in diesem Rennen. Der Däne Dennis Lind war im FFF-Lamborghini #63 (Lind/Caldarelli/Mapelli) einer der Stars des Rennens, doch am Sonntagmorgen warf er das Auto in Eau Rouge/Raidillon weg. Der Einschlag war gewaltig, Lind blieb zum Glück unverletzt ärgerte sich aber gewaltig. Lamborghini hätte das Rennen nämlich – eine entsprechende Pace im Regen vorausgesetzt – durchaus gewinnen können.

Der FFF-Lamborghini war natürlich nicht das einzige Fahrzeug, das nach zwischenzeitlicher Führung das weiße Tuch schwenken musste. Der WRT-Audi #31 (Mies/van der Linde/D. Vanthoor) blieb bereits nach einem Viertel der Renndistanz mit technischem Defekt in einer SC-Phase liegen und musste aufgeben. Damit waren dann beide Gesamtsieganwärter für WRT draußen, denn die #32 (Weerts/Stippler/Mortara) hatte sich zuvor mit einem Dreher durch Aufhängungsschaden infolge einer Kollision verabschiedet. Edoardo Mortaras Audi-Comeback stand damit unter keinem guten Stern.

Auch den beim Stern lief nicht alles glatt. Kurz vor Rennhalbzeit traf es den Polesetter und Anfangsführenden. Der Akka-ASP-Mercedes #88 (Marciello/Boguslawski/Fraga) erlitt einen Bremsschaden. Als mutmaßlich die Bremsscheibe explodierte humpelte der AMG auf drei Rädern zurück in die Box, das Fahrzeug war jedoch nicht mehr reparabel und musste abgestellt werden. Auch hier war das Rennen für einen der Siegkandidaten zu Ende.

Bild: IGTC

Auch Bentley hatte zu kämpfen. Die 24 Stunden von Spa und der britische Hersteller finden einfach nicht zusammen. Trotz des Gesamtsieges beim Auftakt in dieser Saison in Bathurst lief es in Spa nicht sonderlich gut. Die Bentley Continental GT3 blieben das ganze Rennen über relativ Chancenlos. Am besten zog sich der K-Pax-Bentley #3 (Soulet/Gounon/Pepper) aus der Affäre, der es mit zwei Runden Rückstand wegen zahlreicher Zwischenfälle bei der Konkurrenz noch als letzte in die Top 10 schaffte.

Ergebnis (Top 10):

1. Nick Tandy/Laurens Vanthoor/Earl Bamber – ROWE Racing – Porsche 911 GT3 R
2. Mattia Drudi/Frédéric Vervisch/Patric Niederhauser – Audi Sport Team Attempto Racing – Audi R8 LMS GT3
3. Sven Müller/Christian Engelhart/Matteo Cairoli – Dinamic Motorsport – Porsche 911 GT3 R
4. Matt Campbell/Patrick Pilet/Mathieu Jaminet – GPX Racing – Porsche 911 GT3 R
5. James Calado/Alessandro Pier Guidi/Nicklas Nielsen – AF Corse – Ferrari 488 GT3
6. Markus Winkelhock/Dorian Boccolacci/Christopher Haase – Audi Sport Team Sainteloc Racing – Audi R8 LMS GT3
7. Maro Engel/Luca Stolz/Vincent Abril – Mercedes-AMG Team HRT – Mercedes-AMG GT3
8. Frédéric Makowiecki/Jörg Bergmeister/Dennis Olsen – Frikadelli Racing – Porsche 911 GT3 R
9. Dane Cameron/Mario Farnbacher/Renger van der Zande – Honda Racing – Honda NSX GT3
10. Jordan Pepper/Jules Gounon/Maxime Soulet – K-Pax Racing – Bentley Continental GT3

Die 24 Stunden von Spa zählen sowohl zur GT-World-Challenge (GTWC) Europe als auch zur Interkontinentalen GT Challenge (IGTC). Für beide Meisterschaften war es die vorletzte Saisonstation. Die GTWC Europe geht am 15. November mit dem 1.000-Kilometer-Rennen in Le Castellet zu Ende. Das Finale der IGTC sind die 9 Stunden von Kyalami am 12. Dezember. Alles natürlich vorbehaltlich Reisebeschränkungen und Terminverschiebungen infolge der COVID-19-Pandemie.

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*